Freitag, 26. Oktober 2012

All Blacks Everything

Neuseeland vermag sich sich mit allerlei beeindruckenden Fakten zu brüsten. Zum Beispiel damit, das jüngste Land der Erde zu sein. Oder fast zehnmal mehr Schafe als Menschen zu beherbergen. Ganz sicher aber nicht damit, eine Vormachtstellung in Sachen Musikkultur einzunehmen.

Auch 33 Jahre nach Rapper's Delight scheint HipHop noch nicht so ganz bei den Kiwis angekommen zu sein. Und doch - alle Schaltjahre mal wieder blitzen hier und da Talente durch, mit denen niemand gerechnet hätte.
Der erste Kiwi, der sich mit neuseeländischem Sprechgesang an die Spitze der Charts zwitscherte, war Maori-Abkömmling Scribe. Obwohl sein The Crusader 2003 fünfmal Platin gegangen war und enormes Kritikerlob erhielt, kehrte jedoch schnell wieder Ruhe in Neuseelands Rap-Landschaft ein.


So konnte Rhyme Book, das vier Jahre später erschienene Sophomore Album des Samoaners, dem erwarteten Hype nicht gerecht werden und enttäuschte in den Medien auf ganzer Linie - es sollte ein One-Hit-Wonder bleiben.

Danach tat sich erneut einige Zeit nichts, bis Auckland Native David Dallas zu Stift und Papier griff und einen auf dem Inselstaat bisher nie da gewesenen Zuspruch als Künstler erhielt. 


Kanyeeze himself drückte Dallas' Debutalbum Something Awesome den Swag-Stempel auf und verschaffte ihm in der Folge einen Majordeal mit Duck Down Records in New York, woraufhin er als erster Kiwi-Spitter flügge wurde und seine Zelte auf der Nordinsel abbrach. Auch wenn heute sowohl Wellington, als auch Auckland oder Christchurch noch immer Lichtjahre von der South Bronx entfernt sein mögen, konnte Neuseelands Rapszene zum ersten Mal die Früchte jahrelanger Untergrund-Arbeit ernten.

Und auch die Zukunft fällt wieder deutlich rosiger aus. Vor wenigen Monaten füllten die drei Jungs der Home Brew Crew Seiten über Seiten der internationalen Musikpresse und wurden für ihr selbstbetiteltes Erstlingswerk ausgiebig gefeiert. Der Lohn: mehrere Musikpreise, ein Nummer-Eins-Album und eine anschließende Welttournee voller Pyrotechnik und Schnaps, die sich in Zeiten von DJ Bobo-Shows im LIDL-Katalog absolut nicht zu verstecken brauchte. 



Vielleicht trotten die Neuseeländer dem Rest der Welt in Sachen Trendbewusstsein immer eine Dekade hinterher. Spätestens wenn 2025 der Sohn von Haftbefehl und Justin Bieber eine Platte herausbringt, werden wir ihnen dafür jedoch äußerst dankbar sein.

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